Vom Markgrafensitz zum offenen Landstädtchen
Landsberger Stadtentwicklung
Die Burg auf dem Berge, die markgräfliche Residenz, war nur ein Teil der weiträumigen Anlage. Der sogenannte Topfmarkt und der Bereich der angrenzenden Burgwardkirche ("St. Nicolai") waren stark befestigt. Der geräumige Dreiecksmarkt, Oppidum, Fleck oder auch Stadt genannt, war ein eigenständiger Lehnsbereich in der Hand des Burggrafen. Letzterer war auch der Patronatsherr der Burgwardkirche. Dem Oppidum vorgelagert war eine hallesche Vorburg mit Galgenberg (heute untere Hallesche Straße) und eine Leipziger Vorburg, deren Bastion bis heute erhalten ist (heute Leipziger Straße).
Unterhalb des Oppidums, zwischen den beiden Vorburgen, entwickelte sich das Suburbium (Vorstadt), die Siedlung der Handwerker und Kaufleute. Einige Landsberger Straßen- und Platzbezeichnungen, wie Mühlberg, Mühlgasse, Töpfergasse, Tischlergasse oder Schneiderplatz, erinnern heute noch an jene Zeit. Nach der Zerstörung der Burg Landsberg im Jahre 1514 entwickelte sich das Suburbium (Gebiet um den heutigen Markt) zum offenen Landstädtchen Landsberg.
Landsberg erhält Stadtrecht
Im Jahre 1579 verliehen die sächsischen Herzöge Landsberg, gegen eine Zahlung von 10 Groschen im Jahr, das Stadtrecht, allerdings mit der ungewöhnlichen Maßgabe, sich nicht befestigen zu dürfen, sondern ein "offenes Landstädtchen" zu bleiben. Da es im Jahre 1574 in Landsberg 67 Feuerstellen, also ca. 350 Einwohner gab, scheint die Stadtrechtsverleihung eine Art Wiedergutmachung an den Landsbergern zu sein.
So erfolgte wohl 1598 auch der Bau des Landsberger Rathauses, welches später nach Süden erweitert und 1901 mit einem Vorbau versehen wurde.
Stadtbrände
Landsberg wurde im Laufe der Jahrhunderte von zahlreichen Stadtbränden heimgesucht. Ein Brandkataster aus dem Jahre 1628 gibt darüber Auskunft und bildet den ältesten schriftlichen Nachweis über alle zu diesem Zeitpunkt existierenden Landsberger Gebäude und deren insgesamt 86 Hausbesitzer. Die Brände verringerten die Häuserzahl ständig. Nach einer Plünderung durch vorüber ziehende kaiserliche Truppen am 20. Mai 1637 (Dreißigjähriger Krieg) wurde beispielsweise die halbe Stadt ein Opfer der Flammen. In Folge mehrerer verheerender Brände standen, gegen Ende des 17. Jahrhunderts, vorübergehend nur etwa 20 Häuser in Landsberg. Neben Wohnhäusern, Malzhäusern und Scheunen waren mehrfach auch das Rathaus, die Kirche und das Pfarrhaus von den Bränden betroffen. Dabei wurden nicht zuletzt Stadt- und Kirchenakten Opfer der Flammen.
Landsberger Stadtwappen
Das Landsberger Stadtwappen geht auf ein Reitersiegel des Markgrafen Ottos von Meißen (Regierungszeit 1156 - 1190) zurück. Auf den Urkunden Konrads des Großen von Wettin (Regierungszeit 1123 - 1156) finden sich zwar verschiedene Siegel, jedoch ohne Wappen.
Auch auf den Petersberger Grabstätten der Wettiner, zeigen die Schilde Konrads und seiner Söhne kein Wappenbild. Erst bei dem besagten Reitersiegel Ottos, ist auf dem Schild eine pfahlartige Teilung angedeutet, in der die Anfänge eines willkürlich gewählten Schildschmuckes erkennbar sind.
Noch schwankte die Anzahl der abgebildeten Pfähle. Ottos Schild zeigte 4, der seines Sohnes Dietrich 8 und 9 Pfähle. Erst auf Siegeln Dietrichs aus den Jahren 1205 und 1206 sind 2 Pfähle dargestellt.
So vererbte sich das Wappen der meißnischen Linie der Wettiner über Heinrich den Erlauchten (1288+) auf seinen Sohn Dietrich den Weisen (von Landsberg).
Als Landsberg 1291 an Brandenburg geriet, wurde das Wappen irrtümlich als Landsberger Wappen weitergeführt.
Als die Mark Landsberg 1347 erneut an die Wettiner ging, kehrte auch die Pfahlteilung (Landsberger Pfähle) in das Siegel der Wettiner zurück. Die alte Rathausglocke von 1691, heute im Landsberger Museum, trägt die älteste uns bekannte Darstellung des Landsberger Wappens mit der Sonne.
Landsberg als Verkehrsknoten und Posthaltepunkt
Landsberg war auch schon frühzeitig ein Verkehrsknotenpunkt. Poststraßen führten an den Gasthöfen "Zum Goldenen Löwen". "Zum Pelikan", "Zum weißen Schwan" (später "Zu den drei Schwänen") und am Ratskeller vorbei.
Noch heute ziert den Landsberger Marktplatz die Kopie einer sächsischen Distanzsäule. Kurfürst August der Starke hatte den Auftrag erteilt, an allen fahrbaren Wegen Kursachsens, Straßenzeichen aufzustellen. An den Distanzpunkten, die den Beginn der Post- oder Landstraßen bildeten, errichtete man besonders prunkvolle Obelisken. Die Landsberger Distanzsäule stand seit 1730 auf dem Marktplatz. Mit der Übernahme sächsischer Gebiete durch Preußen, im Jahre 1815, wurde sie entfernt. Seit 1989 steht eine Kopie an ihrer Stelle. Das originale Wappenteil der Säule von 1730 steht heute im Landsberger Museum.
Landsberg war bereits im Jahre 1663 Poststation. Durch Landsberg führten die Postrouten Leipzig - Magdeburg - Hamburg und Leipzig - Köthen - Potsdam - Berlin. Die Poststation befand sich im Gasthof "Zum Goldenen Löwen".